In aller Frühe traf sich das – noch nicht vollzählige – M-Team samt Betreuern und Filmteam am 19. Jänner 2013 zum Abflug in Wien-Schwechat: Iris Rebecca Polatschek, Metallbearbeitungstechnikerin aus dem Burgenland, Andjelko Blazevic, Maschinenbautechniker aus der Steiermark, und David Koch, Mechatroniker aus Niederösterreich. Stefan Bauhofer, Werkzeugbautechniker aus Oberösterreich, konnte zum Bedauern aller nicht mitkommen – er hatte sich schweren Herzens entschieden, wegen Terminkollisionen mit seiner Berufsschule zu Hause zu bleiben. Und Verena Korak, Konstrukteurin aus Vorarlberg, stieß erst beim Anschlussflug in Zürich dazu, da dies von Feldkirch aus der weitaus kürzere Weg war.
Nach einem insgesamt elfstündigen Flug erreichte das M-Team am Abend des 19. Jänner 2013 den tansanischen Regierungssitz Dar-es-Salam. Dann stand nur noch Abendessen auf dem Programm und dann ging’s ab ins Hotel zum Schlafen: Am nächsten Morgen wartete bereits der Kleinbus, der die Gruppe nach fünfstündiger Fahrt in die Provinzhauptstadt Morogoro brachte. Da die Zeit knapp war, wurde auf einen Zwischenstopp im dortigen Hotel verzichtet und die Gruppe fuhr weiter zum eigentlichen „Ort des Geschehens“: Das Dorf Mirama, in dem geistliche Schwestern vom Orden des Unbefleckten Herzens Mariens in einer Krankenstation arbeiten.
Die Mühle, die die fünf Lehrlinge des M-Teams in der Maschinenfabrik Liezen gefertigt hatten, war kurz davor gut verpackt in Mirama eingetroffen und von einer Vertreterin der Caritas Steiermark den Schwestern übergeben worden. Nun verfügt das Dorf über einen hochmodernen Apparat, der über eine – ebenfalls vom M-Team errichtete – Solaranlage mit 380 Volt-Strom betrieben wird und dadurch von der sehr unsicheren elektrischen Stromversorgung der Region unabhängig ist. Vermahlen wird hier Mais, aus dem Mehl machen die Einheimischen einerseits Brotfladen, aber auch Polenta.
„Harte Arbeit, sehr anstrengend, aber jetzt steht sie und sie funktioniert.“ David Koch freut sich riesig, dass die Mühle, die er und seine Kolleginnen und Kollegen im Dezember fertig gestellt haben, nun in Afrika zum Einsatz kommen kann. Die zwei Tage Arbeit in der Hitze Tansanias haben ihre Spuren hinterlassen: David hat an Armen und Nacken einen waschechten Sonnenbrand aufgerissen. „Tut weh, gehört dazu“, kommentiert der Badener seine rotweißrote Hautfarbe lakonisch. Er war in der Hauptsache damit beschäftigt, das Gestell für die Solaranlage zu errichten, die Panele zu montieren und den dazugehörigen Schaltkasten zusammenzuschrauben.
„Die Hitze war das Einzige, das uns die Arbeit erschwert hat“, sagt Iris. Sie hat vor allem den Mühlentrichter montiert und bei der Errichtung des Gestells der Solaranlage mitgearbeitet. Die Oberpullendorferin ist total begeistert von der guten Atmosphäre, die während der zwei Tage herrschte: Eine tolle Begrüßung durch die Dorfbewohner mit Tanz und Gesang, eine umfassende Betreuung über zwei Tage mit einheimischen Gerichten, frischem Obst und westlichen Getränken à la Cola, Fanta und Sprite und eine herzliche Verabschiedung mit nicht enden wollenden Dankesreden, Liedern und Rundtänzen.
„Es war immer schon mein Traum, einmal nach Afrika zu kommen“, freut sich Verena Korak. „Schade, dass es schon vorbei ist.“ Die Konstrukteurin aus Feldkirch hat überall Hand angelegt: Vom Aufstellen der Mühle über das Einpassen des Trichters bis zum Fertigstellen der Photovoltaikanlage.
Ein kleines Missgeschick ist ihr noch in „bester“ Erinnerung: „Uns ist eine Schraube in die Mühle gefallen, die wir mit der Hand nicht herausholen konnten.“ Zuerst versuchten es die Lehrlinge mit einem Klebeband, dann mit einem umgebogenen Stück Draht; als nichts half, mussten sie die Mühle wieder aufschrauben, um die Schraube zu finden.
Die kargen Lebensumstände der Leute in Tansania haben auf Verena einen derartigen Eindruck gemacht, dass sie nun weitreichende Pläne für die Zukunft wälzt. „Vielleicht mache ich ein soziales Jahr im Waisenhaus von Morogoro.“
Für Andjelko begann der Afrika-Trip etwas holprig. Die Malaria-Tabletten hatten sich kräftig auf seinen Magen geschlagen, was auf dem Hinflug einige Turbulenzen nach sich zog. „Andji, wie geht’s dir?“ war demnach die Frage, die seine Mitreisenden ihm am häufigsten stellten.
Wer jedoch glaubt, dass so ein Unglück einen Steirer von der Arbeit abhalten kann, irrt gewaltig: Der Liezener war überall „live dabei“: Gerüst der Photovoltaikanlage abmessen, deren Standfüße einrichten, Griff an die Mühle montieren – und am Ende das Wichtigste, damit die Mühle bei Bedarf auch repariert werden kann: Das Einschulen des tansanischen Elektroingenieurs.
Die Mithilfe der Dorfbewohner war vorbildlich. „Ohne die Einheimischen hätten wir diese Arbeit nicht so gut und vor allem nicht so schnell erledigen können“, resümiert David. Als dann am zweiten Tag die Mühle eingeschaltet wurde und aus Maiskörnern tatsächlich Mehl wurde, war die Freude auf allen Seiten groß. Die Schulkinder des Orts drängten sich um die Mühle, Verena hob den Deckel und ein einheimischer Bub schöpfte mit beiden Händen das frisch gemahlene Mehl vom Boden der Mühle.
Das Filmteam war damit noch lange nicht am Ende seiner Arbeit angelangt. Die Dankesreden Sister Floras, der „Schwester Oberin“, und des Bürgermeisters wurden ebenso gedreht wie der Chor der Schulkinder, die zur Feier des Tages einige Lieder einstudiert hatten.
Als Lohn für die anstrengende Arbeit konnte das M-Team am dritten Tag entspannt auf Fotosafari fahren und – aus sicherer Entfernung und im Schutz eines Kleinbusses – in die Tierwelt Afrikas eintauchen. Tags darauf ging’s schon wieder ab nach Hause. „Toll, dass die Mühle steht und geht“, „Eine gute Erfahrung für spätere Montageaufträge“, „Ein Wahnsinn, was wir in der kurzen Zeit alles erlebt haben“ lautete die Bilanz der Lehrlinge.
Für das M-Team hieß es beim Aussteigen in Wien-Schwechat: Mission completed.